Wednesday, 29 April 2020

Die Pest von Marseille 1720


Sehen wir davon ab, dass der Begriff „Lockdown“ auf Deutschland bislang in der Coronakrise nicht zutraf. Deutschland hat keinen Lockdown, sondern Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen. Südafrika, Spanien, Italien und Frankreich haben noch einen wirklichen Lockdown. Raus darf dort nur, wer einen triftigen Grund und einen Passierschein hat. Laut dem Blavatnik School Covid Stringency Index, ein Komposit von 13 Einzelindikatoren (z.B. Ausgangssperren, Stop öffentlicher Transporte, Schließungen von Restaurants, Schulen und Stadien) lag in Deutschland Anfang April deutlich hinter den Spitzenreitern der Stringenz.


Gleichwohl hat sich in Deutschland eine politische Front zwischen ´Dränglern´ und ‚Vorsichtigen´ gebildet. Der Frontmann der Drängler ist Laschet, unterstützt von der BILD, Schäuble und der Lindner-FDP. Man mag sie vergleichen mit den Händlern der Stadt Marseille vor genau drei Jahrhunderten. Die Vorsichtigen, hinter denen immer noch die Mehrheit der Deutschen steht, werden angeführt von Bundeskanzlerin Merkel, Söder aus Bayern, SPD-Lauterbach und dem Virologen Drosten. Sie geraten trotz der demoskopischen Unterstützung zunehmend in die Defensive. Denn die wirtschaftlichen Kosten wachsen überproportional mit der Dauer eines strengen Lockdowns, wird argumentiert. Der KO-Effekt langer Schliessungen im Einzelhandel, Restauration, Tourismus (Hotels) und Handwerk ist verheerend und wird die Innenstädte weiter entleeren, keine Frage. Aber ist das ökonomische Argument entscheidend, solange die Gefahr einer zweiten Infektionswelle durch frühzeitige Lockerung quantitativ nicht einzuschätzen ist?

1720 ließ Marseille ein Schiff aus dem von der Pest heimgesuchten Zypern in den Hafen einlaufen. Mächtige Händler der Stadt benötigten die Seiden- und Baumwollladung des Schiffes für den großen mittelalterlichen Jahrmarkt in Beaucaire und setzten die Behörden unter Druck, die Quarantäne aufzuheben.
Wenige Tage später brach die Krankheit in der Stadt aus. Die Krankenhäuser waren schnell überfüllt, und die Bewohner gerieten in Panik und vertrieben die Kranken aus ihren Häusern und aus der Stadt. Es wurden Massengräber ausgehoben, die aber schnell gefüllt wurden. Schließlich überwältigte die Zahl der Toten die Bemühungen der Stadt um das öffentliche Gesundheitswesen, bis Tausende von Leichen verstreut und auf Haufen in der Stadt lagen.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Marseille starb in den nächsten zwei Jahren[1]



Zu den Versuchen, die Ausbreitung der Pest zu stoppen, gehörte ein Gesetz des Parlaments von Aix, das die Todesstrafe für jede Verbindung zwischen Marseille und der übrigen Provence verhängte. Um diese Trennung durchzusetzen, wurde auf dem Land eine Pestmauer (mur de la peste) errichtet. Überreste dieser Mauer aus Trockenstein sind noch heute in verschiedenen Teilen der Provence zu bewandern. Wer sich etwas Gutes tun will, dem empfehle ich diese Wanderung bei Cabrières-d'Avignon. Zur Zeit ist der Weg leider gesperrt...

Sunday, 26 April 2020

Fisch im Backofen Capri


Fisch im Backofen Capri

Auf nach Capri! Im 45. Tag des Confinement steigt die ReiseLust. In der Früh kam der Fischhändler wie bestellt und brachte neben Krebszangen, Jakobsmuscheln auch 3 Merlan.

Letztere Burschen habe ich zu Fisch im Backofen auf Capriart verarbeitet, für Drei.

Den gewaschenem Fisch ausnehmen, schuppen und die Flossen abschneiden. Mit Salz und Zitronensaft einreiben. Rosmarin oder Minze in den Fisch stecken. In eine ofenfeste Form legen.

1 Zwiebel in Würfel schneiden, 2 Knoblauch fein wiegen, anderes Gemüse (Reste vom Fenchel und Stangensellerie). Mit sechs Esslöffel Olivenöl anrösten. Tomatendose öffnen, hinzufügen, salzen, 5 Minuten schmoren lassen. Sauce über den Fisch verteilen, eine gehackte Zitrone und glatte Petersilie hinzufügen.

30 Minuten bei 200° im Ofen überbacken; bei Umluft reichen 180°. Fertig! Dazu passt knuspriges Brot.

Monday, 20 April 2020

´Frugal´ ist nicht reich, ´fragil´ nicht arm



´Frugal´ ist nicht reich, ´fragil´ nicht arm:
Solidarität und Vermögen in der Eurogruppe

Die Eurogruppe erinnert an "Tonio Kröger", die frühe Novelle Thomas Manns. Als Sohn eines hanseatischen Kaufmanns und einer "südlichen" Mutter erbte Tonio Kröger Qualitäten von beiden Seiten seiner Familie. Dabei durchlebte er widersprüchliche Empfindungen; er fühlte sich dem Bürgertum aufgrund seiner künstlerischen Begabung überlegen, aber beneidete dessen Vitalität. Dieser Konflikt prägt die Eurogruppe bis heute: Die Finanzminister aus Ländern mit hanseatischen und habsburgischen Wurzeln predigen Sparsamkeit, die Finanzminister aus dem (lateinischen) Süden sind anfällig für Finanzkrisen nicht zuletzt aufgrund schwacher Staatsfinanzen.

Die hanse-habsburgischen Länder haben bisher die Mutualisierung der Schulden (Eurobonds) aus verschiedenen Gründen verhindert, z.B. aus Angst vor Trittbrettfahrern (durch asymmetrische Transfers, die aus den Steuern des Nordens bezahlt werden) oder aus Angst vor den eigenen Steuerzahlern. Brexit fügt einen weiteren Vorbehalt hinzu: Der Zusammenhalt der EU könnte nicht nur durch ‚populistische´ Anti-Euro Stimmung aus dem Süden, sondern auch durch schwindende Unterstützung der Wähler aus dem Norden (und Osten) der Eurozone gefährdet werden. Der endemische Mangel der EU besteht bis heute darin, dass eine solide europäische Öffentlichkeit kaum existiert. Die Ausbreitung EU-freundlicher Denkfabriken kann dieses Manko nicht ausgleichen. „Auch deshalb sind Auskünfte, die uns aus Brüssel erreichen, nur mit Vorsicht zu genießen: je dünner die Legitimität, desto dicker der Glibber der PR“.[1]

Ende März 2020 sahen sich die Staats- und Regierungschefs der EU mit einem Vorschlag konfrontiert, der von neun Regierungen der Eurozone unterzeichnet wurde: der "Coronabond", ein neuartiger öffentlicher Schuldtitel, der von allen 19 Mitgliedstaaten der Währungsunion unterstützt werden sollte, wenn sie sich zur Bekämpfung der eskalierenden COVID-19-Krise zusammenschließen. Der Eurobond-Antrag stieß jedoch auf Widerstand der " Frugalen Vier " der Eurozone - Deutschland, die Niederlande, Österreich und Finnland. Sie vermieden deren Aufnahme in das Notfall-Rettungspaket, das mehr als eine halbe Billion Euro zur Verfügung stellen sollte, um die Auswirkungen der europaweiten Coronavirus-Pandemie abzufedern. Die „Fragilen Zwei“ Italien und Spanien, die vom Virus besonders schwer getroffen wurden, hätten vielleicht davon am meisten profitiert. Sicher ist das nicht: Die Ausgabe neuer Eurobonds hätten zwar einen niedrigen Zinskoupon, als Italien derzeit aufwenden muss, aber stattdessen könnten sich die Zinskosten der bestehenden italienischen Staatsanleihen erhöhen.

Sicher, angesichts der menschlichen und wirtschaftlichen Koronakatastrophe ist Solidarität zwischen den verschiedenen EU-Nationen gefordert[2]. Aber es ist leicht, die immer wiederkehrenden Euro-Konflikte als Konflikt der egoistischen Reichen gegen die verwundbaren Armen zu werten. Die Tabelle zeigt, dass die Realität komplizierter ist. Sie basiert auf dem Global Wealth Report der Credit Suisse, der seit mehr als einem Jahrzehnt die führende Referenz zum globalen Haushaltsvermögen darstellt. Reichtum ist definiert als das Nettovermögen der Haushalte, das sich zusammensetzt aus finanziellen Vermögenswerten (Bargeld, Einlagen, Aktien und kapitalgedecktes Pensions- oder Versicherungsvermögen im Privatkunden- oder institutionellen Bereich) plus nichtfinanzielle Vermögenswerte (Wohnraum, Grundstücke und Kleinunternehmen) abzüglich Schulden (weitere Einzelheiten siehe Davies, Lluberas und Shorrocks (2016)[3] ). Aber der Global Wealth Report der Credit Suisse erfasst keine Ansprüche aus dem Umlageverfahren der Alterssicherung oder aus Beamtenpensionen.

Nettovermögen/Erwachsener (USD), Ungleichheit und Besteuerung
Ausgewählte Länder der Eurozone
Länder
Vermögen/Erwachsener, 2019 Median,in Tsd.
Vermögen/Erwachsener, 2019 Mittelwert,in Tsd.
Ungleichheit (Gini, %)
Erbschafts-Steuer,
% BIP
“Frugal”




Deutschland
35,3
216,7
81,6
0,2
Niederlande
31,1
279,1
90,2
0,3
“Fragil”




Italien
91,9
234,1
66,9
0,0
Spanien
95,4
207,5
69,4
0,2
Europa
24,7
154,0
82,4
n.a.
Quellen: Credit Suisse (2019), Global Wealth Databook; Ifo-Institut (2018), "Vermögens- und Erbschaftsbesteuerung": Ein Überblick und Ländervergleich", Ifo DICE-Bericht, 02/2018.Anmerkungen: Reichtum ist das Nettovermögen der Haushalte, das sich aus finanziellen Vermögenswerten (flüssige Mittel; Aktien; sonstige, einschließlich kapitalgedeckter Renten- und Lebensversicherungsvermögen) plus nichtfinanzielle Vermögenswerte (Wohnraum, Grundstücke und Kleinunternehmen) abzüglich Schulden zusammensetzt. Die Erbschaftssteuer bezieht sich auf Einnahmen aus Steuern auf Erbschaft, Vermächtnis und Schenkungen.

Zwei Punkte lassen sich aus der Tabelle ableiten:

- Erstens sollten sich die Begriffe "reich" und "arm" auf Vermögensbestände und nicht auf jährliche Einkommensströme beziehen. Die frugalen Anführer Deutschland und die Niederlande haben ein sehr niedriges Medianvermögen/Erwachsenen, nämlich etwa ein Drittel(!) des für Italien oder Spanien verzeichneten Medianwertes. Folglich ist die übliche Diskussion über den "reichen" Norden und den "armen" Süden irreführend.

- Zweitens ist die Vermögensungleichheit bei den sparsamen Niederlanden und in Deutschland sehr hoch, was sich an der starken Abweichung zwischen dem Median und dem mittleren Vermögens-/Erwachsenenniveau ablesen lässt. Der Wohlstand der Haushalte scheint in den gefährdeten Ländern Italien und Spanien gleichmäßiger verteilt zu sein. Dies wird durch die angezeigten Gini-Koeffizienten bestätigt (das Maß von Corrado Gini reicht von 0 bis 100%, wobei 0 für vollkommene Gleichheit und 100 für vollkommene Ungleichheit steht). Da der durchschnittliche Reichtum/Erwachsene der "Frugalen" in etwa Italien und Spanien entspricht, ist die übliche Rede vom "reichen" Norden oder vom "armen" Süden selbst bei einem Vergleich des durchschnittlichen Reichtums immer noch irreführend.

Ich ziehe zwei vorläufige Schlussfolgerungen, die in der Eurobond-Debatte möglicherweise nicht genügend Aufmerksamkeit gefunden haben.

Erstens könnten Deutschland und die Niederlande sehr wohl knauserig bleiben, solange das Haushaltsvermögen innerhalb ihrer Länder nicht gleichmäßiger verteilt ist; ein höheres durchschnittliches Haushaltsvermögen könnte die politische Gegenreaktion durch die Mutualisierung öffentlicher Verbindlichkeiten auf der Ebene der Eurozone verringern.

Zweitens gibt es in den gefährdeten Ländern auch Spielraum, um ihre Wohlhabenden dazu zu bewegen, sich stärker an den Kosten von COVID-19 zu beteiligen. Eine Wiedereinführung dieser progressiven Steuern in Italien könnte sich als notwendig erweisen, damit die lokalen Reichen zu den außerordentlichen Kosten der Corona-Krise im Land beitragen können. Das Aufkommen an Erbschafts-, Erbschafts- und Schenkungssteuern in % des BIP ist in ganz Europa gering und in Italien gleich Null. Europa ist weltweit führend in Bezug auf ererbten Reichtum: Die reichsten florentinischen Familien im Jahr 1427 sind es immer noch[4].

Natürlich sind die hier vorgebrachten Überlegungen nicht dazu bestimmt, ein normatives Urteil über das Für und Wider von Eurobonds oder Coronabonds zu fällen. talien und Spanien haben eine hohe Schuldenquote; neue Darlehen wirken daher kontraproduktiv, da sie Ausfallrisiko und Zinsspreads erhöhen. Transfers (auch in Form nicht gezahlter EU-Beiträge) helfen den „fragilen“ Europäern daher rascher und angemessener.




[1] Hans Magnus Enzensberger (2011), Sanftes Monster Brüssel oder die Entmündigung Europas, Edition Suhrkamp, Berlin.
[2] Wenn ein hochverschuldetes Mitglied der Integrationsgemeinschaft ohne eigene Verantworung in Not gerät, sollte es seine Mitgliedbeiträge aussetzen können. Daniel Gros hat vorgerechnet, dass ein siebenjähriges Moratorium auf den EU-Beitrag über 100 Milliarden Euro einsparen würde. Daniel Gros (2020), „EU solidarity in exceptional times: Corona transfers instead of Coronabonds”, VoxEU, 5. April. 
[3] Davies, J., R. Lluberas and A. Shorrocks (2016), “Estimating the level and distribution of global wealth, 2000-14”, WIDER Working Paper, No. 2016/3, UNU-Wider, Helsinki. 
[4] A. Speciale und C. Vasarri (2016), “How to Stay Rich in Europe: Inherit Money for 700 Years”, Bloomberg, 26. August.



Saturday, 18 April 2020

Spaghetti al tonno, pomodorini e sedano



Confinement-Tag 33.

Ein simpler, gesunder Mittagstisch sind folgende Spaghetti mit Kirschtomaten, Thunfisch oder Sardinen und Stangensellerie. Zutaten (für vier Portionen):
400 g Spaghetti,
4 EL Olivöl (zum erhitzen),
je 1 Knoblauchzehe und 1 kleine Zwiebel,
400g Kirschtomaten,
12 große grüne Oliven,
250 g Glas bester (abgetropfter) Thunfisch oder Sardinen,
Peperoncini, Salz,
1 Stengel Sellerie, abgezogen aber mit Blättern.

Zwiebel in feine Scheiben schneiden und zusammen mit der Knoblauchzehe im Öl leicht dünsten lassen. Dann die halbierten Kirschtomaten hinzu und bei mittlerer Hitze etwa zehn Minuten garen. Oliven entkernen und in Scheiben schneiden, rein damit in die Kochsauce. Den gut abgetropften Fisch dazugeben und versuchen, ihn so wenig wie möglich aufzubrechen. Salz und Chilikrümel dazugeben.

Wer im Multitasking geübt ist, macht jetzt Folgendes: Die Spaghetti in reichlich kochendem Salzwasser kochen, bissfest abgießen und der Sauce beigeben, um ihnen Geschmack zu verleihen. Sobald der Topf vom Herd genommen wurde, mit gewaschenem, getrocknetem und gehacktem Sellerie würzen.

(Wer einen Kochtopf mit Siebeinlage hat, legt für den sidedish Brokkoli-Röschen und Knoblauch über die kochenden Spaghetti und lässt diese mitdünsten.  Danach kurz ausdampfen lassen und mit aufgeschnittenem Knoblauch und Zitronenmarinade - nur mit bestem, grünem Olivöl - vermengen).





Friday, 17 April 2020

Christophe stirbt an Covid19

https://www.lemonde.fr/disparitions/article/2020/04/17/le-chanteur-christophe-interprete-d-aline-et-des-mots-bleus-est-mort_6036860_3382.html

Christophe, aka Daniel Bevilacqua, war uns einer der liebsten französischen Chansonniers, seit 1966 als ich einen langen Sommer in Brienne-le-Chateau (Aube) verbrachte, und zu Beginn der 1970er Jahre in Saarbrücken. 1966 tönte "Aline" aus den Jukeboxen, später frästen sich "Les Mots Bleus" ins Hirn, Melodie und Text wollten nicht wieder weichen. Zweimal durften wir ihn live erleben, in überraschend unterhaltsamen, innovativen Konzerten. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist er zu früh verstorben.

Wie passend eine Strophe aus seinem erfolgreichsten Chanson (Les Mots Bleus):

Jeudi s'éteint sur Vendredi.
Une insomnie hante ma nuit.
Puis un pressentiment surgit.

Et j'apprends que tout est fini…





Thursday, 16 April 2020

Artischocken-Risotto nach Jamie Oliver

Heute mittag koche ich in unserem #Confinement.
Zunächst Tintenfischsalat mit Stangensellerie und süßsaure, leicht mit peperoncini und Knoblauch geschärfte rote Paprika aus dem Ofen. 
Dann die Hauptspeise: Artischocken-Risotto!
Wir kochen für den pranzo mit Kohlehydraten, die cena weigehend ohne. Gut für die Verdauung und die Bella Figura. Wie Sting lassen wir Fertigfutter selten auf unsere Teller, alleine schon wegen der schädlichen Konservierungsstoffe.



Für drei Confinierte:
  • 210g Risotto-Reis (Carnaroli)
  • 800ml Geflügelfond
  • 1 große Zwiebel
  • Stangensellerie (ein Stengel)
  • 4 EL Olivenöl
  • 4EL Butter
  • 200ml Weißwein
  • 3 Handvoll geriebener Parmesan
  • Salz
  • frisch gemahlener Pfeffer
  • 6 Artischocken
  • 1 unbehandelte Zitrone
  • 1 kleines Bund Minze

Den Geflügelfond erhitzen und warm halten. Die Zwiebel und Sellerie schälen und in feine Würfel schneiden.
Zwei Esslöffel Olivenöl und einen EL Butter in einem Topf schmelzen, dann die Sellerie und Zwiebelwürfel glasig dünsten. Den Reis hinzugeben und umrühren bis er mit Fett überzogen ist.
Den Reis mit dem Weißwein ablöschen. Die Flüssigkeit verkochen lassen. Brühe hinzugeben, so dass der Reis bedeckt ist. 6 Artischockenhälften zu dem Reis geben. Den Fond unter Rühren verkochen lassen, erneut schöpflöffelweise Fond auf den Reis geben bis er halb gar ist. Rühren, rühren, rühren!
Die restlichen Artischockenhälften in sehr dünne Scheiben schneiden und ebenfalls zu dem Reis geben. Den Reis weiter mit Fond begießen bis der Reis al dente ist und die Sauce die richtige schlotzige Konsistenz hat. Den restlichen Zitronensaft, die Butter und den Parmesan unterrühren. Das Risotto mit Pfeffer und Salz abschmecken.
Wenn der Reis gar ist, mit der gezupften Minze, dem Zitronenabrieb und bestem Olivenöl verrühren.
Das Risotto auf Suppenteller verteilen und kurz abkühlen lassen. 
Dazu passt ein Glas einfacher Weisswein aus dem Languedoc.

Wednesday, 15 April 2020

Staatsfonds im Corona Stress

Publiziert am 15. April 2020 bei Ökonomenstimme: 
https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2020/04/staatsfonds-im-corona-stress/

Norwegens erdölgespeister Staatsfonds wird oft als Modell auch für das rohstoffarme Deutschland empfohlen. Die Coronavirus-Pandemie erhellt jedoch seine Portfolioschwächen, da bei Finanzkrisen Ölpreise und Aktienwerte eng korrelieren. Hotellings und Hartwicks Regeln der Ölförderung und deren Erlösverwendung geben optimale Verhaltensregeln.
Der Mannheimer Ökonomieprofessor Tom Krebs titelte neulich maliziös: „Schade, dass wir letztes Jahr keinen staatlichen Aktienfonds (Bürgerfonds) aufgelegt haben, um die Rente in Deutschland zu sichern“. Das war am 23. März, die Weltbörsen waren wieder runtergerauscht infolge der Corona-Krise. Weder ihn[ 1 ] noch mich[ 2 ] konnte das Argument für einen global investierten Staatsfonds Deutschlands zur Altersvorsorge überzeugen.
Der weitverbreitete Glaube deutscher VolkswirtInnen, dass Deutschland einen Staatsfonds brauche, wurde durch Pikettys berühmte Formel r>g mitbegründet:  Langfristig übersteige der Kapitalertrag r das Wirtschaftswachstum g, was zur ungleichen Vermögensverteilung führe. Hinzu gesellte sich der Blick auf Norwegens Staatsfonds, den größten Fonds seiner Art in der Welt. Der norwegische Staatsfonds, der die Öleinnahmen des Landes weltweit anlegt, hatte in den letzten zwanzig Jahren einen durchschnittlichen Ertrag von 6% erwirtschaftet – das sind fast sechs Prozentpunkte mehr als die aktuellen Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen.

Schwere Verluste für Staatsfonds

Staatsfonds haben seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie schwere Verluste erlitten; diese Verluste wurden durch den Einbruch des Ölpreises auf den niedrigsten Stand seit 2002 noch verstärkt. Die Staatsfonds der erdölproduzierenden Länder, vor allem im Nahen Osten und in Afrika, werden schätzungsweise bis zu 225 Milliarden Dollar in Aktien abstoßen, da die fallenden Ölpreise und die Coronavirus-Pandemie die Staatsfinanzen belasten. Für das Jahr 2020 übersteigt die Summe der Aktienverluste der Staatsfonds laut einem Bericht von Reuters vom 29. März eine Billion US-Dollar.
Wie groß war dieser Verlust? Das ist schwer zu präzisieren, da sich die Staatsfonds in Geheimhaltung hüllen. Es ist zu vermuten, dass das Gesamtvermögen der Staatsfonds weltweit um etwa ein Achtel (12,5%) gesunken ist. Das Gesamtvermögen der Staatsfonds ist bis zum Frühjahr 2018 auf 7,45 Billionen USD gestiegen, wie die jüngste Preqin Sovereign Wealth Fund Review berichtet. Ich gehe davon aus, dass das Gesamtvermögen bis zum plötzlichen Stopp Anfang dieses Jahres weiter bescheiden gestiegen war.
Tabelle 1: Vermögen (Mrd. US$) der zehn größten Staatsfonds, Ende 2019

Die Tabelle listet und ordnet die zehn größten Staatsfonds nach ihrem Anlagevermögen auf, das mit mehr als 5,8 Billionen US-Dollar etwa 75% des weltweit von den Staatsfonds verwalteten Vermögens ausmacht. Chinas Staatsfonds verwalteten zusammengenommen das größte Vermögen (1,8 Billionen US-Dollar), sogar ohne Berücksichtigung des Investitionsportfolios der Hongkong Monetary Authority. Der norwegische Staatsfonds hat aber die Spitzenposition beibehalten.

Wie werden erdölgespeiste Staatsfonds reagieren?

Die Zeitung "The Local Norway" berichtete, dass der norwegische Staatsfonds beim aktuellen Wechselkurs für die norwegische Krone 125 Mrd. US$ verloren habe. Sein Aktienportfolio, das etwa zwei Drittel seiner Bestände ausmacht (das entspricht 1,5 Prozent der globalen Marktkapitalisierung), verzeichnete im Jahr 2020 bisher einen Rückgang von 23 Prozent. Infolgedessen ist das Gesamtvermögen des norwegischen Ölfonds unter 1 Mrd. USD gefallen, ein Niveau, das erstmals 2017 erreicht wurde.
Yngve Slyngstad, der Leiter des norwegischen Fondsmanagers Norges Bank Investment Management, kündigte an, dass der Rückgang des Vermögens eine so genannte Wiederausgleichsregel auslösen werde. Das bedeutet, dass der Staatsfonds langfristig Anteile an den globalen Aktienmärkten kaufen wird. Die Aktienquote des Fonds, die Ende 2019 mit 70% auf dem Zielwert lag, sei auf knapp über 65% gesunken. Ist ein so hoher Aktienanteil jedoch für das Portfolio eines ölgespeisten Staatsfonds sinnvoll? Das ist zu bezweifeln. Zumindest könnte man Norwegen raten, mit der Reinvestition von Aktien zu warten und die Ölförderung eher einzustellen.
Dafür spricht Hotellings Regel[ 3 ] für effiziente Rohstoffförderung: Ein erdölexportierendes Land, das eine optimale Förderung anstrebt, hat die Wahl, sein Öl im Boden zu behalten (in diesem Fall ist der Ertrag der erwartete Anstieg der zukünftigen Ölpreise) oder eine alternative Marktrendite für seinen Erdölerlös zu erhalten.
Der Konflikt zwischen Russland und Saudi-Arabien und die weltweite Coronakrise haben den Ölpreis auf ein historisch niedriges Niveau getrieben. In den letzten Jahren kostete das Brent-Rohöl zwischen 60 und 80 US-Dollar pro Barrel. Ende März 2020 lag er bei etwa 21-23 US-Dollar. Eine Rückkehr zum Mittelwert würde einen Anstieg von 300 Prozent in den nächsten zwei, drei Jahren bedeuten. Während die Saudis den Markt weiter überschwemmen, wird ihr Gesamtkapital sinken, falls die Einnahmen nicht vollständig in Finanz-, Sach- oder Humankapital reinvestiert werden können. Das folgt aus Hartwicks Regel der Gleichstellung gegenwärtiger und zukünftiger Generationen.
Aber die Saudis werden sich nicht ewig schaden, was ein Ende der Überschwemmung des Weltmarktes und höhere Ölpreise implizieren sollte.

Hohe Korrelation zwischen Ölpreis und Aktienindizes

Was kann der norwegische Staatsfonds in den nächsten zwei, drei Jahren in Bezug auf künftige Aktienrenditen erwarten? Vieles hängt von der Form der Erholung ab - V, L, W oder U[ 4 ] . Der 300-prozentige Anstieg, den er für Öl erwarten kann, ist eher unwahrscheinlich. Zwar ist der Fonds hauptsächlich in Big Caps wie Apple, Microsoft, Alphabet, Roche, Nestlé und Novartis investiert. Aber nehmen wir an, der staatliche norwegische Pensionsfonds Global wird einfach den MSCI World[ 5 ] kaufen, um sein Portfolio auf die Aktienquote von 70 Prozent zurückzuführen. Dieser Index ist von 2400 gefallen und hat im März mit 1600 (oder 33% niedriger) seinen Tiefpunkt erreicht. Um alte Höchststände zu erreichen, müsste der MSCI World um 50% steigen. Im Falle einer V-förmigen Erholung der Weltwirtschaft zumindest wäre der erwartete Anstieg der Ölpreise höher als bei Aktien. Wenn sich aber die Weltwirtschaft nicht schnell erholt, weil das Coronavirus weiter um sich greift, werden sowohl die Öl- als auch die Aktienpreise bestenfalls gedrückt bleiben.
Abbildung 1: MSCI Welt und Ölpreise (Brent), März 2019 bis März 2020

Ein dauerhafterer Aspekt, der dagegenspricht, den Aktienanteil der ölgespeisten Staatsfonds auf 70% zu erhöhen, ergibt sich aus grundlegenden Erkenntnissen der modernen Portfoliotheorie[ 6 ] . Sie besagt, dass die Portfoliovarianz durch die Auswahl von Wertpapieren mit geringer oder negativer Korrelation, in die investiert werden kann, wie z.B. Aktien und Anleihen, reduziert werden kann. Tatsächlich haben die jüngsten Turbulenzen sowohl auf den Öl- als auch auf den globalen Aktienmärkten deren Korrelation auf ein hohes Niveau getrieben, während AAA-Staatsanleihen davon weitgehend unberührt blieben.

  • 1  Tom Krebs (2018), Deutschland braucht keinen globalen Staatsfonds, Makronom, 12. Dezember.
  • 2  Helmut Reisen (2017), Staatsfonds für Deutschland?, Ökonomenstimme, 13. Oktober.
  • 3  Helmut Reisen (2008), How to spend it: Sovereign wealth funds and the wealth of nations, Voxeu, 5. Juni.
  • 4  Richard Baldwin & Beatrice Weder (2020), Economics in the Time of COVID-19, Voxeu, 6. März.
  • 5  Der MSCI World ist ein nach der Marktkapitalisierung gewichteter Index, der ein breites Maß für die Performance von Aktienmärkten in der ganzen Welt bieten soll. Der Index wird von Morgan Stanley Capital International (MSCI) verwaltet und setzt sich aus Aktien aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern zusammen.
  • 6  Investopedia, How Can I Measure Portfolio Variance?
©KOF ETH Zürich, 15. Apr. 2020


Monday, 13 April 2020

Die Seuche


Die Seuche tobt, sie fegt die Straßen leer.
Jaulend streiten Katzen in der Nacht,
die seltsam still und schwarz.

Die Menschen sind im Hausarrest,
manche singen vom Balkon.
Ansonsten fügt man sich.

Gehorsam gegen Schutz,
Ordnung durch Disziplin.
"Dahoam is dahoam".

Tabellen, Charts werden verschlungen:
Tote, Infizierte, täglich Rekorde.
Börsen stürzen, Firmen schließen.

Stillstand, Arbeitslose, Heimarbeit.

Die Krankenpflege unterbezahlt,
Spitäler wurden lange ausgehungert.

Der Schwarze Tod als Referenz,
Pesthauben sind heute die Masken.
Virologen die neuen Stars..

Keine Zeit für Weltenbummler,
die Krämer stehen vor dem Aus.
Vom Boom zum Bust im Sturzflug.

Der Spuk wird zwar eine Ende finden,
doch wann, mit welchen Folgen?
Epochenwende 2020.